Sven Paustian

Preisträger BDA-Preis für Architektur und Städtebau im Saarland 2017

Stadthaus am Mügelsberg

Saarbrücken

Sven Paustian

Stadthaus am Mügelsberg

Saarbrücken
Projekt
Stadthaus am Mügelsberg
Architekt
FLOSUNDK architektur + urbanistik / Saarbrücken
Bauherr
Baugemeinschaft Boudier/Flor/Stahnke

Ein Stadthaus, so könnte man meinen, ist zunächst nicht mehr oder weniger als eines der Häuser der Stadt. Doch transportiert der Begriff des Stadthauses weit mehr. Vorstellungen von bürgerlichem Gemeinwesen und politischer Teilhabe, von Familienbesitz und Patrizierstolz werden wach. Diesen Vorstellungen und Erwartungen haben sich Mario Krämer, Jens Stahnke und Daniela Flor, die Gesellschafter von Flos und K Architekten, gestellt. Ihre Entscheidung, auf einer der letzten unbebauten Parzellen des Saarbrücker Mügelsberges ihr eigenes Stadthaus zu errichten, ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Schon die Wahl des Standortes verdient eingehende Betrachtung. Nicht nur, weil er auf der Kammlinie der Anhöhe liegt und beste Aussicht verspricht, sondern auch weil es sich um einen Ort urbaner Vielfalt handelt. In unmittelbarer Nähe des Baufeldes befindet sich das städtische Berufsbildungszentrum für mehr als zweitausend Schüler, Hauptwerk des Architekten Peter Paul Seeberger aus den 1950er-Jahren, sowie die im Stil der Stauferromanik errichtete Pfarrkirche St. Michael. Zur Nachbarschaft gehören außerdem der Caritasverband sowie eine Stretchlimousinenvermietung. In diesem heterogenen Umfeld wäre ein Stadthaus-Projekt zum Scheitern verurteilt, welches nicht von Anfang an als ein Objekt der Vermittlung gedacht würde. Dementsprechend entsteht der Entwurf von Flos und K als Ergänzung einer nur noch in Fragmenten exisiterenden Blockstruktur und schafft zugleich einen Übergang zu Seebergers weit ausgreifendem Schulbau auf der Westflanke des Mügelsbergs. In formaler Hinsicht vermittelt der kubische Bau des Stadthauses durch die abstrake Formensprache einer klassisch gewordenen Moderne, die sich weder auf die Sandsteinerker der Gründerzeit noch auf die Rasterfassaden der Nachkriegszeit bezieht. Angemessen erschien den Architekten vielmehr die Betonung des Monolithischen. Hierzu wurden die fünfzig Zentimeter starken Außenwände des fünfgeschossigen Baus durchgehend in Leichtbeton gegossenen und die Geschoßdecken erst anschließend mittels Klappbewehrung eingebracht. Auch im Inneren vermittelt der Bau zwischen unterschiedlichen Anforderungen, da im Mügelsberger Stadthaus gewohnt und gearbeitet wird. Während der Erdgeschoßbereich und das erste Obergeschoß dem Architekturbüro Flos und K zu Verfügung stehen, bieten die oberen Stockwerke Platz für die Wohnungen der Büropartner und deren Familien. Die Bereiche des Lebens und Arbeitens unterscheiden sich zwar durch Raumgrößen und Möblierung, nicht jedoch durch die Gestaltung der Innenräume. Die dort vorherrschende Abstinenz von Schmuckformen steigert die Lust des Ausblicks. Die allesamt mit Sitzbänken ausgestatten Fensternischen laden zum Verweilen ein. Mit geradezu fotografischem Blick wurden die Fensteröffnungen konzipiert. Sie rahmen die Details der Nachkriegsarchitektur, den Blick in den Park und, ganz oben, im vierten Geschoss, den Blick über die Stadtlandschaft von Saarbrücken. Mit dem Stadthaus möchte die Jury des BDA Preises ein Werk auszeichnen, das nicht nur durch seine zurückhaltende Formensprache, seine einprägsame Materialität und seinen umsichtigen Ortsbezug besticht, sondern ganz unmissverständlich als ein privates Geschenk an die städtische Öffentlichkeit erdacht wurde.

Preisträger

BDA-Preis für Architektur und Städtebau im Saarland 2017